Sommerhaus mit Swimmingpool by Koch Herman

Sommerhaus mit Swimmingpool by Koch Herman

Autor:Koch, Herman [Koch, Herman]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-462-30516-6
Herausgeber: KiWi
veröffentlicht: 2011-08-15T00:00:00+00:00


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24

An dem Samstagabend wurde das Mittsommernachtsfest gefeiert. Mit Feuerwerk und Lagerfeuern am Strand. Schon den ganzen Tag hörte man das Geknalle. Es waren keine Leuchtraketen wie bei uns, die farbenprächtig auseinanderplatzen, sondern nur laute Böller. Es hörte sich an wie ein Artilleriebeschuss oder ein Bombardement. Man fühlte es tief in der Brust. Unter den Rippen. Mitten im Herzen.

Wir wollten alle zusammen zum Strand gehen, doch erst musste natürlich gegessen werden. Der Schwertfisch wurde von Ralph in Stücke gehackt. Mit einem Beil, auf den Platten der Terrasse. Am Anfang fanden die Kinder es noch ganz aufregend, doch mit jedem Schlag wichen sie weiter zurück. Die Eingeweide kamen zum Vorschein: die Leber, Stücke Rogen, die Schwimmblase und ein glänzendes dunkelbraunes Organ von der Größe eines Rugbyballs, von dem niemand den Namen kannte. Ralph hackte, dass die Fetzen flogen.

»Passt du ein bisschen auf, Liebling?«, sagte Judith. »Wir wollen noch die Kaution vom Vermieter zurück.«

Doch Ralph hatte einen solchen Spaß, dass er es nicht zu hören schien. Er saß in der Hocke, seine Slipper hatte er von sich geworfen. Manchmal landete das Beil beängstigend nah neben seinen nackten Füßen. Ich überlegte mir schon mal, was im Ernstfall zu tun war. Zehen konnten, falls man sie kühl aufbewahrte, wieder angenäht werden. Es galt vor allem, Ruhe zu bewahren. Es war ein Arzt im Saal. Der Arzt würde die Blutung stillen und die Zehen in ein mit Eiswürfeln gefülltes Handtuch wickeln. Frauen und Kinder waren der Ohnmacht nahe. Judith, Eis aus dem Kühlschrank! Und ein nasses Handtuch! Caroline, hilf mir mal, das Bein abzubinden, er verliert zu viel Blut! Stanley, hol den Wagen und klapp die Rückbank runter! Julia, Lisa, Alex, Thomas, ins Haus! Ihr seid nur im Weg. Lasst Emmanuelle ruhig da liegen, schiebt ihr ein Kissen unter den Kopf … Ich hätte eine strahlende Heldenrolle gespielt, die Rolle, die mir wie auf den Leib geschrieben war, doch das Beil verfehlte nur ein einziges Mal Ralphs großen Zeh um einen halben Zentimeter, danach war er vorsichtiger.

»Was machst du für ein Gesicht, Marc?«, sagte er. »Ja, dir läuft schon das Wasser im Mund zusammen, was? Sei doch so gut und bring mir noch ein Bier.«

Es begann zu dämmern. Ab und zu schossen die Flammen durch den Grillrost in die Höhe. Wir saßen auf der Terrasse und tranken Bier oder Wein. Judith hatte Schüsseln mit Oliven, Anchovis und scharfen Würstchen auf den Tisch gestellt. Auf dem Grill brutzelte der Schwertfisch. Als ich zu Judith hinsah, deren Gesicht durch das Feuer goldgelb leuchtete, senkte sie den Blick. Caroline starrte vor sich hin und nippte an ihrem Wein. Auch sie schien sich Mühe zu geben, mich nicht anzusehen. Ich sitze hier, sagte ihre Körpersprache. Ich sitze hier, aber ich wäre am liebsten woanders.

Thomas und Lisa spielten Tischtennis. Alex und Julia lagen nebeneinander beim Swimmingpool in einem Liegestuhl, sie teilten sich die Ohrstöpsel von Julias iPod. In den vergangenen Stunden hatte ich noch ein paarmal vergeblich versucht, Kontakt mit meiner Älteren zu bekommen. Wenn ich sie etwas fragte, zuckte sie mit den Achseln und stieß einen tiefen Seufzer aus.



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